Donnerstag, 1. Januar 2009

...andere Sichtweisen

Aus dem Zwischenbericht meines Inwent - Kollegen Christians, den ich hier ungefragt veröffentliche. Ist ja nur für Freunde. Ich kann manche Zustände hier schwer ausdrücken, also einfach lesen und mal von ner anderen Position Shanghai sehen - augenzwinkernd.

Der Verkehr ist gigantisch. In Shanghai bewegen sich Unmengen von Autos, Menschen und Elektrorollern (man nennt sie auch „den leisen Tod“). Wer es einmal erleben moechte mit seinem Fahrrad im Stau zu stehen bekommt hier die Moeglichkeit. Leider geraet das Verkehrssystem an seine Grenzen. Trotz ueberfuellter Kreuzungen fahren bei gruen weitere Autos darauf, sodass man gelegentlich fuenf Minuten mit dem Taxi auf einer verkeilten Kreuzung steht. Um jetzt noch Fussgaenger hindurch zu schleusen gibt es an jeder Ecke einer jeden groesseren Kreuzung die „Traffic-Assistants“. Sie, meist 80 Jahre und aelter, versuchen mittels kleiner roter Fahnen den Verkehr am fliessen zu halten. Leider erhalten sie keinerlei Beachtung oder Respekt seitens der Verkehrsteilnehmer. Generell herrscht hier die Regel: Wer ein Auto besitzt, ist gottesgleich. Fussgaenger auf dem Zebrastreifen an gruenen Ampeln lassen geduldig bei rot hinueberfahrende Autos vorbei. Diese erwarten allerdings auch das Recht fahren zu duerfen, sie sitzen ja im Auto. Hupen ist oberste Pflicht! Es ist egal ob ein Auto an Position zwei oder einhundert im Stau steht. Gehupt wird trotzdem. Gerade wenn der Vordermann mehr als einen halben Meter Platz zu seinem Vordermann laesst. Welche eine Verschwendung der knappesten Ressource. Folglich ist es in Shanghai tagsueber und auch nachts sehr sehr sehr laut. So zuvorkommend das chinesische Volk ist, treffen 20Millionen Shanghainesen auf einander, denkt jeder nurnoch an sich selbst.


Christian hat sich den 'Chinesen ansich' auch ganz genau angeguckt und sehr informative Texte verfasst;)

Der Chinese ansich ist allerdings ein stets hoeflicher, respektvoller, aufmerksamer und zuvorkommender Mensch. Er erkennt sofort, wenn ein Auslaender sich nicht zurecht findet und versucht trotz stark begrenzter bis nicht vorhandener Englischkenntnisse zu helfen. Und versteht der Auslaender die Wegbeschreibung nicht, ist es fuer den Chinesen kein Problem ihn einfach bis zum Ziel zu begleiten. Seine groesste Motivation dahinter ist der Kontakt zu einem Auslaender. Generell ist der Grossteil der Chinesen sehr am Kontakt mit Auslaendern interessiert. Es wird sich gerne ueber Kultur, Essen und Wetter unterhalten. In hoeheren Kreisen wird gerne die Oeffnung Chinas zum „Westen“ hin angesprochen und dier Erwartungen beider Laender ausgetauscht.

Der Chinese ansich eignet sich gerne neues Wissen an. Er ist generell an neuen Dingen interessiert. Ergibt sich die Chance Englisch zu lernen wird gerne mal bis spaet abends nach der Arbeit etwas dafuer getan. Somit entstehen viele Sprachaustaeusche. Am Wochenende treffen sich Chinesen und Auslaender zu English- und Chinese-Corners auf von der Stadt festgelegten Plaetzen. Diese sind immer gut besucht und alle auf freiwilliger Basis.

Dem Chinesen ansich sollte man nie etwas ueber deutsche Arbeitsverhaeltnisse, Gehaelter und Urlaubstage erzaehlen. Laut chinesischem Vertrag bekommt man hier im Schnitt rund 2000-3000RMB im Monat, bei 5 Urlaubstagen im Jahr. Krankheitstage entsrpechen Urlaubstagen. Gleiches gilt fuer ALLE anderen Tage an denen man nich auf der Arbeit ist. Generell ist zu sagen, dass man keinesfalls ueber das eigene Heimatland oder die Volksrepublik China schlecht reden soll.


Der Chinesische Arbeiter ansich ist auch bereit eine Nacht durchzuarbeiten. So etwas kam in meinen ersten drei Monaten in der Firma schon mehrere Male vor. Auch Muetter von zwei Kindern arbeiten von frueh morgens bis spaet abends. Teilweise bis nach acht Uhr abends. Eine unglaubliche Performance wird in China an den Tag gelegt.

Allerding bleibt zu erwaehnen, dass der Chinese ansich nicht sehr selbstaendig arbeitet. Er tut lediglich das, was ihm gesagt wird. Nichts darueber hinaus. Einige Ausnahmen natuerlich ausgeschlossen.

Sonst bleibt nurnoch zu sagen, dass alles nach dem Vorgesetzten bzw. Chef ausgerichtet ist. Spontane Vorschlaege werden als direkte, beste Loesung angenommen und umgesetzt. Es ist mir in China noch nie bekannt geworden dass die Entscheidung oder der Vorschlag des Vorgesetzten auch nur ansatzweise hinterfragt wird.


Und zum Thema Essen...

Restaurants, die man in Deutschland niemals betreten wuerde, befinden sich hier ueberall. Es ist alltaeglich dass man an Strassenstaenden isst oder in eines der unzaehligen, kleinen und unscheinbaren Restaurants geht. Um die essenstechnisch besten Erfahrungen zu machen, die China zu bieten hat, muss man wirklich offen fuer alles sein. Voreingenommenheit ist fehl am Platz! Auch wenn es nicht so scheint, sind die Restaurants in meist sauberen Zustand, die Zutaten frisch und das Essen schmeckt extrem gut. Leider bietet Shanghai in Sachen Essen nicht so viele Experimentiermoeglichkeiten wie Xi’an oder Peking. Wer Peking besucht sollte die Wangfujing Lu aufsuchen. Hier gibt es Spiesse mit lebenden Skorpionen, Seepferdchen, Baumkaefern und einigem anderen. Alles frisch vor dem Verzehr natuerlich frittiert, versteht sich.

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